Glasfaser: So klappt‘s auch auf dem Land

Überall in Cleebronn im Landkreis Heilbronn ragen derzeit Lehrrohre aus den Böden heraus. Der ganze Ort wird umgegraben, um jedem Haushalt einen eigenen Glasfaseranschluss zu ermöglichen. Foto: Stefanie Pfäffle

Weg vom Internetfeldweg, hin zur Datenautobahn – das ist auch im ländlichen Raum das Ziel. Doch wie kommt der Glasfaserausbau in der Region voran? Wir haben uns in Heilbronn-Franken umgesehen.

Widdern ist einer der Streber im Landkreis Heilbronn, denn schnelles Internet gibt es in der kleinen Stadt schon seit einigen Jahren. Die Kommune nutzte die Gunst der Stunde: Noch unter dem ehemaligen Bürgermeister Jürgen Olma hat Widdern seine Glasfaserleitungen unter Dach und Fach gebracht. Dabei profitiert die Stadt vom nahen Windpark, denn in dessen Zusammenhang verlegte der Heilbronner Energieversorger Zeag Leerrohre Richtung Widdern. „Als wir dann den Weiler Ziegelhütte ans Abwassernetz anschlossen, haben wir in dem Zuge die restlichen Leerrohre verlegt“, erinnert sich Kämmerer Mirko Weinbeer.

2018 hat die Zeag, als sie sich neu auf dem Telekommunikationsmarkt etablierte und bis zum Haus verlegen durfte, die Glasfaserkabel eingespeist. „Der gesamte Ort wurde zum Projekt und alles bis zu den letzten Verteilerkästen ausgebaut.“ Das Unternehmen finanzierte im Prinzip alles. Wer an der direkten Trasse lag, konnte sich außerdem noch einen Anschluss geradewegs ins Haus legen lassen. Insgesamt profitieren davon in Widdern – Unterkessach war bereits vorher durch den ehemaligen Kabelnetzbetreiber Unitymedia versorgt – rund 690 Haushalte. Die sogenannte letzte Meile von den Verteilerkästen in die Häuser erfolgt in Kupfer, allerdings sind das in Widdern maximal 500 Meter. Der Standardanschluss beträgt laut Weinbeer
 50 Megabit pro Sekunde, bis zu 400 Megabit seien aber möglich. „Wir sind da wirklich up to date“, versichert der Kämmerer.

Kooperation lohnt sich

Hinter Cleebronn liegt ein langer Leidensweg in Sachen Internet. „Wir sind schlecht bis gar nicht versorgt, einzelne Haushalte haben gerade einmal ein Megabit, die behelfen sich irgendwie anders“, berichtet Bürgermeister Thomas Vogl. Und weil Cleebronn ein kleiner Ort ist, kam ein eigenwirtschaftlicher Ausbau für keinen Anbieter infrage. Vor einigen Jahren habe es mal einen Teilausbau mit einem Netzanbieter gegeben. „Besser als nichts, aber ganze Abschnitte haben damals nicht profitiert.“

Doch seit September 2020 gräbt sich ein Bauunternehmen nach und nach durch den ganzen Ort, um Leerrohre zu verlegen, und das kam so: Im Jahr 2016/17 bot der Bund Unterstützung an, wenn man beweisen konnte, dass eine Kommune unterversorgt ist. „Das wussten wir natürlich und haben es auch bewiesen – mit dem erwarteten Ergebnis“, erinnert sich Vogl. Weil Cleebronn das Glasfasernetz jedoch nicht selbst betreiben wollte, kam dann nur das Wirtschaftlichkeitsmodell infrage. Mehr als zwei Jahre dauerte es, bis alle Anträge gestellt waren. Dann kam die europaweite Ausschreibung. „Jetzt bekommen wir Glasfaser bis in jedes Haus, da zahlt sich die Leidenszeit aus“, freut sich der Schultes. 2,61 Millionen Euro investieren Bund, Land und Kommune, um an die 1200 Haushalte zu versorgen. Die ersten Gebiete werden im zweiten Quartal dieses Jahres angeschlossen.

Ganz so weit ist man in Neudenau, Offenau und Gundelsheim noch nicht. Die drei Kommunen haben sich zusammengetan, nachdem sie allein immer wieder scheiterten. „Zu wenige Haushalte, zu lange Strecken, das war nichts für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau“, erklärt Neudenaus Bauamtsleiter Christoph Hamberger. Eine Beratungsfirma signalisierte, gemeinsam könnte es klappen, auch die Fördermöglichkeiten würden sich verbessern. Und tatsächlich: Die Wirtschaftlichkeitslücke von 1,067 Millionen Euro wird nun von Bund, Land und den drei Gemeinden – aufgeteilt nach dem Tiefbauanteil – getragen. Bis August sollen 80 Kilometer Glasfaser verlegt und 25 Verteilerkästen aufgestellt werden.

Als das Trio die Förderanträge stellte, wurden noch keine 90 Prozent der Wirtschaftlichkeitslücke übernommen, sodass keine Anschlüsse bis ins Haus möglich waren. Garantiert werden für die 1650 Haushalte, die bisher weniger als 30 Megabit pro Sekunde haben, künftig 50 Megabit im Download. Bis zu 250 sind möglich. Schulen und festgesetzte Gewerbegebiete bekommen Leitungen direkt bis ins Haus, sodass die Geschwindigkeit dort bis auf ein Gigabyte pro Sekunde steigt. „Uns ist klar, dass das nur ein Zwischenschritt zur Gigabitgesellschaft mit Glasfaser bis in die Haushalte sein kann und gerade jetzt, wo viele im Homeoffice tätig sind, merkt man, wie wichtig das ist“, betont Hamberger.

Ausbau geht weiter

In Möckmühl findet derzeit die Ausschreibung der Angebote statt, die bis zum Redaktionsschluss noch nicht abgeschlossen war. Während es in der Innenstadt kaum weiße Flecken gibt, offenbart ein Blick auf die Gemarkung der Kommune ganz andere Zustände: Büttelbronn etwa oder Züttlingen – hier formieren sich die Markierungspunkte zu einem einzigen riesengroßen Fleck. Im November brachte eine Versorgungsanalyse viele solcher weißer Flecken, vor allem in den kleinen Siedlungsgebieten, aber auch in den Gewerbegebieten Habichtshöfe und Alte Stadt, zu Tage. Die Förderanträge wurden gestellt und vom Bund bereits bewilligt. Etwa vier Millionen Euro sollen es sein. Die Zusage vom Land fehlt zwar noch. „Aber der Zuschlag kann auch nach der Ausschreibung erfolgen“, betont Marta Czarnecki von der Bauverwaltung. Von der direkten Verlegung der Glasfaserkabel sollen rund 430 Haushalte, fünf Schulen und circa 180 Betriebe profitieren. Die Schnelligkeit hängt dann nur vom abgeschlossenen Vertrag ab.

Stefanie Pfäffle